Neben dem eigenen Volleyballspiel war ich schnell in der sportlichen Presse- und Öffentlichkeitsarbeit aktiv. Schwerpunkt war die Berichterstattung und Kommentierung von Volleyballereignissen und allgemeinen sportpolitischen Themen. Einen Artikel über Fair-play aus dem Jahre 1986 finden Sie hier.
Nach dem Wettkampf geben sich Sportler die Hand – ist das Fail play? Entscheidend ist, warum sich Sportler die Hand geben. Bedanken sie sich, weil es die Regeln vorschreiben oder weil sie sich gegenseitig Anerkennung aussprechen? Wird der Gegenüber als Partner oder Gegner angesehen?
Sicherlich will beim sportlichen Wettkampf jeder siegen, aber danach sollte das doch vergessen sein. Beide Partner betreiben den Wettkampf aus Freude – oder warum sonst? Beide haben sich ihren Sport freiwillig gewählt und wollen dort Leistung zeigen. Der Wettkampfgedanke wirkt stimulierend. Ein Wettkampf braucht Partner, die miteinander und trotzdem gegeneinander Sport treiben. Nur in diesem Zusammenspiel kann eine optimale Leistung erbracht werden.
Welchen Vorteil bringt Fair play? Zwar ist noch keiner durch Fairneß Weltmeister geworden, aber wie fühlt sich einer, der durch Rücksichtslosigkeit Weltmeister geworden ist? Die Maxime „schneller, höher, weiter“ allein betrachtet gefährden den Sport. Die Menschlichkeit darf auch hier nicht vergessen werden. Was jemand ist, sollte immer wichtiger sein, als das, was jemand leistet.
Ist Fair play nun der Trostpreis für Dumme? Wenn der Spieler statt der „Notbremse“ den Stürmer allein auf´s Tor laufen lässt, ist dieses mutig und verlangt Charakterstärke. In einer Zeit, wo Mitspieler, Trainer, Zuschauer und Vereine Erfolge erwarten, ist diese Haltung anerkennenswert.
Wer über den sportlichen Gegner siegen will, muß auch lernen besiegt zu werden. Fair play ist nicht einfach, es verlangt menschliche Stärke und Reife, Ehrlichkeit, Gerechtigkeit, Toleranz und Solidarität. Fairneß beinhaltet einen inneren Frieden mit sich und seinem Umfeld. Nur wer sich fair verhält, kann auch erwarten, dass sich der Andere fair verhält.
Fair play ist in allen Lebensbereichen, im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz, in der Familie wichtig. Alle haben ein Ziel, wollen das Beste, wollen Erfolg. Unser Leben kann nur gemeinsam und miteinander gestaltet werden. In einer Ellenbogengesellschaft setzt sich der Stärkere durch, doch wenn alle Schwächeren beiseite geräumt sind, gehörst Du zu den Schwächeren, dann wirst Du beiseite geräumt.
(kdv 1986)